Der CoolTourist
will Sie auf höchst subjektive Weise zu einer Reise durch partielle Welten der Kultur einladen.
Auf den folgenden Seiten finden Sie u.a. aktuelle Rezensionen zu
Musik (Schwerpunkt: Americana, Folk, Country, Rock), Film, Sprechtheater und Belletristik (Schwerpunkt: deutschspr. Literatur des 20. und 21. Jh.)
Ich möchte zur Milchstraße wandern!
„Weltuntergang“, „Astoria“, „Vineta“ und andere Texte von Jura Soyfer
am Volkstheater Wien
Er war ein verfolgter, „verbrannter“ und später ziemlich vergessener jüdischer Dichter, der mit seinen politisch engagierten Texten fürs Kabarett und für Kleinkunstbühnen im Wien der 1930er Jahre Aufsehen erregte. Somit ist es eine nachvollziehbare (und - wie sich nach der Aufführung herausstellt - auch hervorragende) Idee des neuen künstlerischen Direktors Jan Philipp Gloger, diesen Jura Soyfer zum Auftakt der Spielzeit 2025/2026 auf der großen Bühne des Volkstheaters zu präsentieren.
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne
Kafkas Erzählungen (nach Franz Kafka)
Textfassung: John von Düffel
am ETA Hoffmann Theater Bamberg
Tausende von SchülerInnen - vornehmlich der gymnasialen Oberstufe - haben sich mit den Texten von Franz Kafka auseinandersetzen müssen. Sie haben sich bei der „Verwandlung“ und bei der Foltermaschine in der „Strafkolonie“ gegruselt, haben über den tieferen Sinn von „Vor dem Gesetz“ gegrübelt, haben gewagte Textanalysen zu „Gib’s auf“ geschrieben und beim „Brief an den Vater“ möglicherweise an das eigene Familienoberhaupt gedacht. Danach ist vielleicht noch Zeit für ein Biopic über die vielfältigen Leiden des jungen Herrn K. - und eventuell für eine entspannte Bühnen-Adaption? ...
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne
The Coffis Brothers: Kaw-fis Bruth-urs
Die Route am Pacific Coast Highway von Aptos, CA nach Monterey, CA wird von Google Maps mit genau 41 Auto-Minuten angegeben. Diese Fahrt könnte man passenderweise nutzen, um die neue CD der Coffis Brothers mit dem launig-lautmalerischen Titel „Kaw-fis Bruth-urs“ in voller Länge anzuhören. Und auf der Rückfahrt empfiehlt sich dieselbe Musik noch einmal, um dann, wieder in Aptos angelangt, bei einem der beiden Brüder - Kellen oder Jamie Coffis - zu klingeln und zu verkünden: eure mittlerweile sechste CD ist ein echter Knaller, der nicht nur auf kalifornischen Straßen richtig gute Laune macht.
Ausführliche CD-Kritik unter Hör.Test
Funken
von Till Wiebel
im Gostner Hoftheater, Nürnberg (Hubertussaal)
„Schreib die Welt nicht ab. Schreib sie um!“ Dieser neue Slogan einer Plakatkampagne von Brot für die Welt könnte Leitmotiv für Till Wiebels Schreib-Stück „Funken“ sein. Nach der Uraufführung 2022 in Berlin wurde das höchst originelle und - für Jugendtheater typisch - auch tendenziell lehrhafte Drama vom Gostner Hoftheater Nürnberg auf die Bühne des Hubertussaales gebracht.
Ein Ferienlager hat wohl jeder Jugendliche schon einmal erlebt; was aber hier auf den unbedarften Malte einprasselt, nachdem er von seiner Mutter abgeliefert wurde, hat schon eher Züge eines Umerziehungs-Camps ...
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne
Heilig Blut ****
nach dem Roman von Gisela Elsner
am Staatstheater Nürnberg (Schauspielhaus)
Leise und unablässig rieselt der Schnee, doch er kann eine rote Blutbahn, die sich am Boden der schiefen Bühnenebene (Lili Iszák) abgesetzt hat, nicht verdecken. Das ist der eindrucksvolle symbolische Verweis auf Abgründe von Chauvinismus, Rassismus, völkische Ideale und katholische Gläubigkeit, der von der Dramatisierung des Romans „Heilig Blut“ von Gisela Elsner (geboren und aufgewachsen in Nürnberg) am Staatstheater Nürnberg hängen bleiben wird. Die ungarische Regisseurin Ildiko Gaspar hat zusammen mit dem Dramaturgen Fabian Schmidtlein aus dem schillernden Prosatext (entstanden 1984) eine fesselnde Bühnenfassung konstruiert ...
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne
Gisela Elsner: Heilig Blut (Roman)
Nicht nur der Inhalt dieses Romans ist spannend, auch seine Editionsgeschichte. Nachdem Gisela Elsner (1937 - 1992) mit ihrem Debütroman „Die Riesenzwerge“ (1962) Aufmerksamkeit erregte, wurde 22 Jahre später ihr Manuskript zu „Heilig Blut“ vom Rowohlt Verlag abgelehnt. Mit privaten Eskapaden, unkritischen Lesungen in der DDR und mit ihrer Mitgliedschaft in der DKP hatte sich Elsner in eine Außenseiter-Rolle begeben. So erschien der Roman 1987 nur in russischer Sprache im Moskauer Raduga Verlag. Es sollte noch weitere zwanzig Jahre dauern, bis der Berliner Verbrecher Verlag unter maßgeblicher Federführung der Germanistin Christine Künzel „Heilig Blut“ auf Deutsch veröffentlichte - im Rahmen einer ambitionierten Gisela-Elsner-Gesamtausgabe. Inzwischen sind alle elf Bände nicht mehr erhältlich, „Heilig Blut“ wird derzeit antiquarisch zu Preisen von 70 Euro aufwärts gehandelt ...
Ausführliche Rezension unter Lese.Protokoll