Zwei Prozesse bewegten die Nachkriegszeit und leiteten - nach der eher kurzen Episode der "Nürnberger Prozesse" - eine neue Phase in der juristischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung der
NS-Verbrechen ein: Zum einen der Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem 1961, zum anderen der Auschwitz-Prozess in Frankfurt ab 1961. Zwei Schriftsteller
haben daraus ihre Vorlagen für ein dokumentarisches Theater genommen: Heinar Kipphardt mit "Bruder Eichmann" und Peter Weiss mit "Die Ermittlung". Nun gibt es
auch zwei Filme, die sich mit diesen Ereignissen der jüngeren Zeitgeschichte beschäftigen - beide sind sehenswert! Näheres unter Film.Kritik
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herms (Sonntag, 21 Dezember 2014 21:45)
Die Parallelen zwischen "Hannah Arendt" und "Labyrinth des Schweigens" erschöpfen sich nicht nur im zeittypischen Zigaretten-Gequalme, das im Kino gefühlte schlechte Luft erzeugt. Die Außenseiterstellung der Einen wie des Anderen in einer Nachkriegsgesellschaft der Verdrängung von gerade erst vergangenen unfassbaren Gräueln macht noch heute Angst. Unsere heutigen Junglehrer/innen sind gut beraten, das bald vergessene Thema angesichts vor allem des "Labyrinth"-Films wieder neu aufzugreifen. Die Nachkriegsgesellschaft in der jungen BRD wird recht plastisch bebildert und vertont, es fehlen keine Stereotypen, es bleibt aber dennoch recht spannend und wird niemals platt, vielleicht mit Ausnahme der kurzen Gewissensbefragung und Liebeszweifel des jungen Staatsanwalts, der am Ende doch noch in die Spur findet. Wir fragen nur verzweifelt, was denn Marlene ohne ihn anfangen soll... Insgesamt hat das der Regisseur trotz deutsch-verkopfter Dialoge und überzogener Nahaufnahmen auf den Fehling-Charakterkopf doch richtig gut gemacht, so dass vier Sterne vom Cooltourist wirklich berechtigt erscheinen.