„Im kleinen Kosmos einer Berliner Mietskaserne wird die ganze Misere der Welt (des beginnenden 20. Jahrhunderts) erlebbar.“ So vollmundig kündigt das Programmheft die Nürnberger Inszenierung von Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ an. Das Ergebnis nach drei Stunden Bühnenschau ist um vieles bescheidener: in dem Dachgeschoss tummelt sich neben der (un)heimlichen Rattenplage nicht nur die proletarische Kleinfamilie John, deren Hauptproblem die Kinderlosigkeit ist, sondern auch der abgehalfterte Theaterdirektor Hassenreuther, der dort seinen Fundus gelagert hat und eine Art Probebühne betreibt ...
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne
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Horst Busch (Samstag, 18 März 2017 11:57)
Liebe Herr Reitzammer,
na, da haben Sie mal wieder einen ordentlichen Verriss geschrieben...
Aber damit die Kopfschmerzen nicht anhalten, möchte ich Ihnen doch einige Zeilen zukommen lassen.
Schade, dass Sie die Spiellust unseres Ensembles nur als "krampfhaft" erleben konnten und die Dramatik ihrer Figurenzeichnung Sie nicht erreicht hat.
Verzweifelter und aufgerissener, wie beispielsweise Philipp Weigand es spielt, kann ich mir die Not eines jungen Menschen, der auf der Suche nach seiner sexuellen Identität ist, kaum vorstellen. Aus meiner Sicht spielt er den Kampf gegen bigotte und selbstgerechte Eltern großartig!
Und was bleibt vom Leben, wenn all das Strampeln und Rackern in unserem Leben ein Ende hat?
Der NETTO-Befund der Hauptmannschen Figuren bleibt für mich tragikomisch.
Herzliche Grüße aus dem Theater
Ihr
Horst Busch